Sport und Nacktheit

“Sport in der Antike“ so das Thema einer Tagung an der Universität Graz anlässlich des Erscheinens des 25. Bandes der Zeitschrift NIKEPHOROS Ende Juni, auf der der Althistorikers Paul Christesen einen Vortrag zum Thema „Athletic Nudity as Political Ritual“ hielt.

Ancient Greek mosaics in Greece, Ancient sports, Archaeological Museum of Olympia file by Tkoletsis

Ancient Greek mosaics in Greece, Ancient sports, Archaeological Museum of Olympia
file by Tkoletsis

Die Nacktheit der Sportler auf den Trainingsstätten der Gymnasien sowie bei Wettkämpfen wie etwa in Olympia diente nicht in erster Linie, wie oft angenommen, der Präsentation und dem Zelebrieren schöner Körper, sondern sowohl dem Verwischen als auch dem Errichten sozialer Schranken. Aufgekommen war die Nacktheit im Sport im 7. Jahrhundert v.Chr. in Sparta, von wo sie sich schnell über ganz Griechenland ausbreitete. Sie diente in erster Linie dem Zweck, Unterschiede zwischen den Reichen und den Mitgliedern der aufstrebenden Mittelschicht zu verwischen: „Nackt sind alle gleich“, nackt verfügten die Sportler unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit über die gleichen muskulösen und gleichmäßig gebräunten Körper. Diese Merkmale grenzten die oberen Klassen wiederum von den ärmeren Schichten der Bevölkerung ab, deren Mitglieder es sich nicht leisten konnten, ihre Tage nackt im Gymnasion zu verbringen und deren Haut daher deutlich heller war.

Das Christentum beendete die Praxis des nackten Sports nach rund 1000 Jahren. Die Betonung der Körperlichkeit und die damit verbundene erotische Komponente widersprachen der körperfeindlichen Einstellung der christlichen Lehre. Der vollständige Artikel zum Thema findet sich auf sience.orf.at.

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Die Franken

„Was gehen uns ‚die Franken‘ an?“ fragt der Historiker Bernhard Jussen gleich zu Beginn seines Buches, um dann auf den folgenden rund 120 Seiten auszuführen, in wieweit wesentliche Grundlagen jener Kultur, die Europa heute ausmacht und sie von anderen kulturellen Räumen unterscheidet, in den fünf Jahrhunderten fränkischer Kultur geschaffen wurden. Zunächst erklärt er fundiert und verständlich die Voraussetzungen, die „die Franken“, ihre Gesellschaft und Kultur ermöglichten und beförderten, etwa die

Siegelring mit dem Bildnis Childerichs und Aufschrift CHILDIRICI REGIS („[Besitz] des Königs Childerich“).

Siegelring mit dem Bildnis Childerichs und Aufschrift CHILDIRICI REGIS („[Besitz] des Königs Childerich“).

Randlage Galliens innerhalb des Römischen Reiches. Seit dem 3. Jahrhundert waren in dieses Gebiet fränkische Bauern und Krieger eingewandert. Anders als die Goten oder Vandalen kamen sie jedoch nicht als Eroberer, sondern als Siedler, die sich unter die autochthone romanische Bevölkerung mischten. Ihre Krieger waren als Experten im römischen Heer
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The Black Death Network

Allein während der Pestwelle von 1347-1351 starb etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung an dieser Seuche, mit regional großen Unterschieden.
Black Death Network
Auf hypotheses.org findet sich der Blog „The Black Death Network“, der von der Deutschen Nationalbibliothek nun mit einer International Standard Number geadelt wurde (ISSN 2199-0891)Smilie , einer Nummer, die ähnlich der ISBN für Bücher, Schriftenreihen und Zeitschriften eindeutig identifizierbar machen soll und erst seit Ende 2013 auch für wissenschaftliche Blogs und Blogs von allgemeinem Interesse vergeben wird. Das Black Death Network setzt sich mit Krisenphänomenen des 14. Jahrhunderts und hier unter anderem mit der Pestwelle in der Mitte dieses Jahrhunderts auseinander und trägt Forschungsergebnisse der verschiedenster geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen zusammen: Geschichte, Archäologie, Archäozoologie, Archäobotanik, Paläopathologie, Physische Anthropologie, DNA-Analysen, Geoarchäologie, Entomologie, Dendrologie, Meteorologie und ähnlichen wunderbaren Fächern. Auf der Website des Netzwerks heißt es: “The 14th century AD was a profoundly tumultuous period in European history. Climatic deterioration in the first quarter of the century triggered harvest failures and human famine. In the middle of the century the Black Death swept through Europe killing 30–60% of the population. Understanding of the 14th-century crises needs: – a broad interdisciplinary approach, bringing together humanities and sciences; – a comparative approach to enable the examination of different landscapes with their distinct historical and ecological background. The Black Death Network intends – to bring researchers from various disciplines together – to create an interdisciplinary network sharing information on new research – to connect students and experienced scholars from all disciplines” Für die allgemein Interessierten unter unseren Leserinnen und Lesern zur Information und für die Fachleute zur möglichst regen Beteiligung: The Black Death Network.

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Adam, Eve and the Devil

Mythen erfahren im Laufe der Geschichte, ebenso wie alle anderen Ideengebäude, oft erstaunliche Wandlungen; sie werden den Erfordernissen der Zeit angepasst, umgedeutet und umgeschrieben. Sie entwickeln ein Eigenleben, das wiederum als Teil der Ideengeschichte gelesen werden kann.

Paradies 2

Hieronymus Bosch, Vertreibung aus dem Paradies


Die beiden niederländischen Wissenschaftler der Protestantischen Theologischen Universität von Amsterdam, Marjo C. A. Korpel (Professor für Altes Testament) und Johannes C. De Moor (Professor für semitische Sprachen und Kultur) zeigen diesen Prozess am Beispiel des Ursprungsmythos von Judentum, Christentum und Islam.

Manafi al-Hayawan, Adam and Eve. Maragheh/Persien, Ende des 13. Jh.

Manafi al-Hayawan, Adam and Eve. Maragheh/Persien, Ende des 13. Jh.

„Adam, Eve and the Devil” lautet der Titel des 2014 erschienen Buches, für das die beiden die rund 3300 Jahre alten Ugaritischen Tontafeln, die 1929 in Syrien gefunden wurden, übersetzten. Dabei entdeckten sie Erstaunliches: Weiterlesen

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A Cultural History of Civil Rights

Im Sommer 1964, dem sogenannten Freedom Summer, gründete der Fotograf Matt Herron mit mehreren anderen Fotografen die Gruppe The Southern Documentary Project, mit dem Ziel, diesen Sommer der Freiheit in den Südstaaten der USA zu dokumentieren. Dabei wählten Herron und seine Kollegen einen anderen Weg, als den üblichen. Ihnen ging es nicht um schockierende Bilder von Demonstrationen und Gewalt, Southern Documentarysondern vielmehr um die Dokumentation kultureller Aktivitäten: „Concentrating on educational and artistic activities, it reminds us that the civil rights movement was as much cultural as sociological.“

Die Arbeiten des Southern Documentary Project sind jetzt als Buch erschienen: “Mississippi Eyes: The Story and Photography of the Southern Documentary Project” (Talking Fingers Publications). Einen ersten Eindruck von diesem einmaligen Projekt bekommt man hier.

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Trinkgelage der Antike

Petra Amann, Historikerin/Etruskologin an der Uni Wien, hat in einem von ihr geleiteten großangelegten Projekt alle Bankett- und Gelageszenen vom 8. bis zum 3. Jh. v. Chr. im italischen, griechischen, klein- und vorderasiatischen Raum systematisch untersucht. Auch eine Datenbank mit über 800 Einträgen ist entstanden, in der selbst die kleinsten Details abgefragt werden können.
Trinkgelage“ ‚Das Bildmotiv kommt zwar in allen Bereichen des Lebens vor – wir haben uns aber speziell auf den Grabbereich konzentriert’… Dieser Bereich sei besonders interessant, weil er für die Selbstdefinition eine wichtige Rolle spielt: ‚Wie sich der oder die Verstorbene das Jenseits vorstellt bzw. welches Bild er von sich selbst der Nachwelt hinterlassen will, sagt viel über den kulturellen Hintergrund und die sozialen Strukturen einer antiken Gesellschaft aus‘ (…)
Bankettmotive finden sich in den griechischen „Randbereichen“ – von Etrurien über Makedonien, Lykien, Zypern bis zum karthagischen Bereich in Nordafrika – relativ häufig im Grabbereich, im griechischen Kernland rund um Athen hingegen fast nur im Votiv- und Alltagsbereich.
Die Form, wie z.B. eine Frau dargestellt wird, sagt viel über eine Gesellschaft aus. ‚Deshalb war das weibliche Element ein wichtiges Thema im Projekt‘, so die Expertin. ‚Kommen Frauen überhaupt vor? Wenn ja, wie?‘ (…)
Dank eines methodisch einheitlichen Vorgehens bei der Analyse der einzelnen Kulturlandschaften können die WissenschafterInnen nun präzisere Aussagen über die soziopolitische Situation sowie religiöse Vorstellungen antiker Gesellschaften treffen. “ – Der vollständige Artikel findet sich auf dem Medienportal der Uni Wien.

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Evangelium der Frau Jesu

Wissenschaftler in den USA haben ein Papyrusstück, das 2012 unter dem Namen „Evangelium der Frau Jesu“ vorgestellt wurde, analysiert. Ihr Ergebnis: Das Schriftstück dürfte tatsächlich sehr alt und keine Fälschung sein.” – Es stammt aus dem 6. bis 8. Jahrhundert und beweise nicht, dass Jesus verheiratet war, sondern vielmehr, dass es schon im frühen Christentum eine Debatte über die Rolle der Frau in der Kirche gegeben habe. „Dieses Fragment gibt uns einen Grund, bisheriges vermeintliches Wissen zu hinterfragen, indem es die Frage aufwirft, welche Rolle Behauptungen über den Familienstand von Jesus historisch in frühchristlichen Kontroversen über Ehe, Zölibat und Familie gespielt haben“, heißt es in der Presseaussendung. Zum vollständigen Artikel geht es hier.

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